(Artikel aus der Lausitzer Rundschau vom 30. April 2020)

Acht Jahre noch, dann ist das CO2-Budget weg. Das sagt die Lübbenerin Anne Kienappel, die sich als Jugendbildungsreferentin der Naturschutzjugend Brandenburg in dieser Sache auskennt. Der markante Zeitraum beschreibt aus Sicht des Weltklimarats genau den Punkt, an dem die globale Erwärmung nicht mehr auf 1,5 Grad begrenzt werden kann.

Ab dann rückt der Punkt näher, an dem das Klima
kippt – zum Nachteil des Lebens auf dem
Planeten. Extreme Wetterereignisse nehmen zu – also Stürme, Dürren, aber auch Fluten oder Hitze- und Kälteperiode.

Klimaprotest erreicht die Lausitz

Spürbar ist das jetzt schon. Der Klimawandel ist spätestens seit den 1980er-Jahren kein Geheimnis mehr. Verändert hat sich seither inhaltlich nur eins: Die Messwerte haben die Prognosen übertroffen, die Entwicklung sich verschärft.

Das treibt Klimaschützer weltweit um, von den Wissenschaftlern für die Zukunft (Scientists for Future) bis zur von Greta Thunberg und anderen inspirierten Schulstreiks fürs Klima oder Fridays for Future.

Die letztgenannte Protestform gab es bisher in Cottbus. Doch das heißt nicht, dass es sie nicht flächendeckend gibt. Vor der Coronakrise fuhren Klimaschützer dorthin, nach Berlin oder Potsdam. Die Pandemie zwang sie, mit ihrem Protest ins Internet auszuweichen. Klimaschützer vernetzten sich und zeigten Flagge.

Grüne Punkte in der ganzen Lausitz

Auf der https://www.klima-streik.orgaktuellen Übersichtskarte des Online-Streiks fürs Klimasind lauter grüne Punkte im gesamten Spreewald und in der Lausitz verzeichnet, versehen mit einem oder mehreren Einträgen von Menschen, die sich zum Netzstreik fürs Klima am Freitag, 26. April, Plakate ins Fenster gehängt und damit Präsenz gezeigt haben.

Lübben ist mit sieben Einträgen vertreten, allein vier hat das 500- Seelen-Dorf Alt Zauche im Oberspreewald, vertreten sind Drahnsdorf, Briesen bei Burg, Boblitz bei Lübbenau, Schipkau, Bad Liebenwerda, Hoyerswerda und natürlich Cottbus und Umgebung.

Corona und der Klimaschutz: Für Anne Kienappel und ihren Partner, Entwicklungsspezialist und Projektkoordinator im Feld erneuerbare Energien Stefan Gollasowie den Lübbener BUND- Ortsgruppengründer Thomas Liebschergeben sich beim Krisenvergleich viele Parallelen. Beide Entwicklungen werden oder wurden kaum ernst genommen, solange sie noch weit weg und andere Menschen betroffenen schienen.

Je näher die Krise, desto krasser die Entscheidungen

So wie der Coronavirus mit seiner hohen Ansteckungsrate und exponenziellen Ausbreitung die Politik unter Zugzwang setzt, täglich neue, harte Entscheidungen zu treffen, so prophezeien es die Klimaschützer auch für den Zeitpunkt, an dem die Erderwärmung nicht mehr umkehrbar ist.

Thomas Liebsch sieht vor allem die Landwirtschaft in Gefahr und damit die Ernährung der Bevölkerung – damit verbunden aber auch genau die Freiheitsrechte, die in den vergangenen sechs Wochen Corona-bedingt eingeschränkt wurden, und letztlich den Wohlstand.

Beides, argumentiert Anne Kienappel, „sind Systemkrisen. Sie stellen ein System in Frage, das die Wirtschaft über Soziales und Ökologie stellt.“

Lübben soll den Klimanotstand ausrufen

Inständig warnen die Lübbener vor den Folgen – und wollen handeln. Gemeinsam haben Nabu und BUND Ende April 2020 eine Petition in der Stadtverwaltung eingereicht, der zufolge Lübben den Klimanotstand ausrufen und ein damit zusammenhängendes Maßnahmenpaket beschließen soll.

Die Spreewaldstadt wäre damit die zweite in Dahme-Spreewald nach Eichwalde (September 2019) und mit Frankfurt (Oder) die dritte in Brandenburg. Cottbus hatte ein ähnliches Ansinnen Ende August 2019 abgelehnt mit Verweis darauf, dass in der Stadt ohnehin schon viel in dieser Richtung getan werde.

Lübben wiederum hat zwar ein Klimaschutzkonzept, doch es stammt aus dem Jahr 2013, ist also sieben Jahre alt. Es soll, fordern die Petenten, überarbeitet und danach mindestens alle drei Jahre aktualisiert werden.

Weiterhin sollen auch in Lübben, soweit beeinflussbar, vor allem in den Bereichen Energie- und Wärmeerzeugung sowie Verkehr die Treibhausgase deutlich reduziert werden. Bei künftigen Entscheidungen sollen die Auswirkungen auf das Klima berücksichtigt werden.

Klimaschützer aus dem Spreewald denken langfristig

Corona-bedingt wird die Petition voraussichtlich noch nicht sofort beraten werden, weil die Stadtverordneten in ihrer aktuellen Versammlung nur die notwendigsten Themen auf der Tagesordnung haben, um die Sitzung kurz zu halten und auch damit die Ansteckungsgefahr zu verringern.

Doch die Klimaschützer aus dem Spreewald denken langfristig. Ihre Forderung ist es, sich um jede Krise zu kümmern, über die aktuell drängende Corona-Pandemie hinaus.

Sofern diese es zulässt, werden sie dabei immer wieder auf sich und ihre Forderungen aufmerksam machen - nicht nur im Internet. Wer sich vernetzen oder anschließen will, findet Kontakt per Mail an bund.luebben@remove-this.bund.net



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