Rückschau | Viele Interessenten kamen zur 5. Regionalkonferenz -Thema war die Situation von Flüchtlingen im Landkreis

"Flüchtlinge und Asylsuchende willkommen heißen"  - Unter diesem Motto stand die Regionalkonferenz der Bündnisgrünen am Samstag, den 18. April 2015 in der Alten Feuerwache Eichwalde. 73 aktive und interessierte Menschen waren zusammengekommen, um sich zu informieren und darüber zu diskutieren, welchen Beitrag Politik, Verwaltung, vor allem aber jeder Einzelne von uns zu einer echten Willkommenskultur leisten kann.

Als Auftakt spannte unsere brandenburgische Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock einen großen Bogen von der weltweiten Flüchtlingssituation bis zu den Schwächen der europäischen Asylpolitik: "Gegenwärtig haben wir die größte Flüchtlingswelle seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Verhältnis zur Zahl der Einwohner nehmen der Libanon und die Türkei derzeit weltweit am meisten Flüchtlinge auf. Innerhalb der EU landet Deutschland, gemessen an der Einwohnerzahl und der Wirtschaftskraft, auf Platz sieben."  Nur wer mit dem Flugzeug einreist, kann in Deutschland Asyl beantragen. Wer auf dem See- oder Landweg kommt, muss in dem jeweiligen europäischen Einreiseland und damit an den Außengrenzen Europas Asyl beantragen, dadurch entsteht eine Schieflage. Wem Verfolgung und Gewalt oder Diskriminierung drohen, hat ein Recht auf Asyl. Sogenannte „Wirschaftsflüchtlinge“ werden aber nicht anerkannt, selbst wenn ihr Leben durch die Armut bedroht ist. Weitere Katastrophen im Mittelmeer können daher nur vermieden werden, wenn zusätzlich auch eine Möglichkeit zur legalen Zuwanderung geschaffen wird.

Aus der Perspektive der Verwaltung unseres Landkreises berichtete Marcel Drillisch (Koordinator für Asylangelegenheiten). Er gab einen Überblick auf die zu erwartenden Flüchtlingszahlen für den Landkreis, dabei war sein zentrales Thema die schwierige Akquise von dringend benötigten weiteren Objekten zur Flüchtlingsunterbringung. Der Landkreis sei auf die aktive Mitarbeit von Kommunen und Privatleuten angewiesen.

Viel Erfahrung mit der Situation vor Ort hat Rainer Spangenberg als Regionalreferent für Bildung und Integration für die Landkreise LDS und TF gesammelt. Seine Erfahrungen bestätigen, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen grundsätzlich wünschenswert und Sammelunterkünften vorzuziehen ist. Im Augenblick sei es aber nicht sinnvoll, auf Maximalforderungen zu bestehen. „Wir haben keine Antwort, wo die Menschen sonst unterkommen sollen.“

Die drei ReferentInnen beteiligten sich anschließend an einer ausführlichen Frage- und Diskussionsrunde. Auf dem Podium waren außerdem David Driese vom Mobilen Beratungsteam des Brandenburgischen Instituts für Gemeinwesenberatung sowie Vertreterinnen der Initiativen Pro Asyl Pätz und des Bündnisses Forum Mensch Luckau vertreten. Besonders gefreut hat uns die Teilnahme eines Asylbewerbers, der derzeit im Übergangswohnheim in Pätz lebt.

Für ihn spielt es eine entscheidende Rolle, wie ihm die Leute begegnen. Er selbst musste vor akuten persönlichen Bedrohungen fliehen und fühlte sich dann in Deutschland von manchen so behandelt, als wäre er selbst die Bedrohung. Das findet er schwer erträglich.
Entscheidend für eine Teilhabe an der Gesellschaft sei ein ausreichender und guter Deutschunterricht von Anfang an. Denn wie für jeden anderen Menschen auch, ist es für Flüchtlinge entscheidend, sich einbringen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Auch durch den Beitrag von Herrn Spangenberg wurde klar, wie wichtig die Qualität der alltäglichen Begegnungen ist. Jeder Einzelne hat es in der Hand das Gefühl zu vermitteln, dass die Menschen, die zu uns kommen, willkommen sind.

Es wurde deutlich, dass jede Möglichkeit genutzt werden sollte, um Teilhabe zu ermöglichen. Erprobte Beispiele sind lebendige Kontakte zu den Anwohnern, gegenseitige Hilfeleistung, Einbindung in Vereine und die Beteiligung an Projekten, wie z.B. einer Spielplatzsanierung. Nach der Erfahrung von Herrn Spangenberg hat sich eine Koordination der Hilfsangebote durch die Sozialarbeiter der Unterkünfte bewährt.

Bei den AnwohnerInnen sind viele Gefühle im Spiel. Es gibt Ängste vor Krankheiten, Kriminalität oder einfach davor, dass das eigene Leben durch die Menschen, zu denen man keinen Bezug hat, aus den Fugen geraten könnte. Die Erfahrung zeigt, dass man diese Ängste ernst nehmen und ihnen durch Aufklärung begegnen muss. Jenseits dieser Ängste gibt es aber auch gelegentlich handfeste Ressentiments. In Pätz habe die  erste Aufgabe der Pro-Asyl-Initiative darin bestanden, den Druck von rechts in Zaum zu halten. Die Initiative habe aber mit ihren Gesprächs- und Informationsangeboten  Gutwillige einzubinden vermocht und so die Stimmung im Ort wenden können, erläuterte eine Sprecherin  der Initative Pro Asyl Pätz.

Am Ende der Regionalkonferenz wurde deutlich: Es liegt an jedem  Einzelnen, sich für eine Willkommenskultur stark zu machen. Diese zu leben, bleibt eine fortwährend Aufgabe.

Die vielfältigen Informationen und Erfahrungen der ReferentInnen und  unserer GesprächspartnerInnen nehmen wir und sicherlich auch viele TeilnehmerInnen der Regionalkonferenz mit auf den Weg, um eine Willkommenskultur zu fördern und aktiv zu gestalten.

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